Vom Werk zum Display


Wie können Kunstwerke im digitalen Raum in ihrer einzigartigen Qualität vermittelt werden? Wie gelingt es, Analoges und Digitales ästhetisch und produktiv miteinander zu verbinden? Dies waren zentrale Fragen des mehrjährigen Forschungsprojekts »Vom Werk zum Display« des Kunstmuseums Stuttgart und der Kunsthalle Mannheim, bei dem fluxguide als kreativer Sparring-Partner beteiligt war.


In Zusammenarbeit mit beiden Häusern haben wir Konzepte, Designs und Umsetzungsideen für 22 Kunstwerke entwickelt. Dabei entstanden neue, experimentelle Ansätze zur Vermittlung im virtuellen Raum, deren technische Umsetzung die Firma wegesrand übernommen hat. Das Ergebnis dieser Zusammenarbeit wurde bei der Eröffnung von „Vom Werk zum Display“ am 20. Juni in Stuttgart und Mannheim präsentiert und live auf YouTube gestreamt. Wer die Veranstaltung verpasst hat, kann sie sich hier anschauen. Zur Webseite des Projekts geht es hier.

 

Begrüßung durch den Direktor der Kunsthalle Mannheim und die stellv. Direktorin des Kunstmuseums Stuttgart (Foto: Gerald Ulmann, Stuttgart)
Begrüßung durch den Direktor der Kunsthalle Mannheim und die stellv. Direktorin des Kunstmuseums Stuttgart (Foto: Gerald Ulmann, Stuttgart)

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Vorstellung einer der Episoden für die Gäste auf den Screens (Foto: Gerald Ulmann, Stuttgart)

 

.Digitale „Übersetzung“ von Kunstwerken

Für jedes der ausgesuchten Werke – darunter Objekte aus dem 19. Jahrhundert bis hin zu zeitgenössischen Arbeiten – wurde eine individuelle digitale Präsentationsform als Episoden erarbeitet. Ab sofort können Besucher*innen beispielsweise am Gemälde „Der Bachsänger“ von Johannes Itten das Zusammenspiel von Farbe, Form und Kontrast interaktiv erkunden, indem sie das Gemälde digital komplementär einfärben und mit dem Original auf die Bildwirkung vergleichen.

In der Episode zu Otto Dix „Triptychon der „Großstadt“ werden die Figuren virtuell zum Leben erweckt und erzählen die dargestellten Szenen aus ihrer Perspektive. Nach einem Intro mit Audio-Einführung in das Werk erheben sich drei Figuren aus den drei Teilen des Triptychons und können von den User*innen frei über die Gemäldelandschaft bewegt werden. Eine Soundscape begleitet das Erlebnis, sie ändert sich je nach Bildabschnitt. An verschiedenen Hotspots warten weiterführende Inhalte darauf entdeckt zu werden. Auf  diese Weise wird die komplexe Erzählung innerhalb des Gemäldes durch Avatar-basiertes Storytelling für die Nutzer*innen erkund- und erlebbar.

 

BILDNACHWEIS: Johannes Itten, Der Bachsänger (Helge Lindberg), 1916, Screenshot der Episode »Vom Werk zum Display«, Kunstmuseum Stuttgart © Kunstmuseum Stuttgart / VG Bild-Kunst, Bonn 2024 für Johannes Itten.

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Édouard Manets Werk „Die Erschießung Kaiser Maximilians“ (1868–69) aus der Sammlung der Kunsthalle Mannheim wurde mit drei weiteren Versionen aus Museen in Boston, London und Kopenhagen virtuell überlagert. Durch die Übersetzung ins Digitale wird die Entwicklung der Bildkomposition unmittelbar ersichtlich und nachvollziehbar.

Gemeinsam ist allen 22 Episoden, dass sie bewusst auf das klassische Vermittlungsmodell von Abbildung und Kurzbeschreibung verzichten und stattdessen neue und experimentelle Ansätze für den digitalen Raum anbieten. In den Sammlungspräsentationen der Museen ist ein direkter Vergleich zwischen Original und digitaler Übersetzung möglich.


Das Projekt wurde im Rahmen des Programms »Kultur Digital« der Kulturstiftung des Bundes gefördert.